Vergangene Woche wurden erstmals in Deutschland über 90.000 Covid-Infektionen an einem Tag gemeldet. Gegen Ende dieser Woche wird aller Voraussicht nach die 100.000er Marke erreicht werden.
Wer in diesen Tagen eine Kreuzfahrt unternimmt, muss mindestens einen, in manchen Fällen auch zwei institutionelle Tests vorweisen. Bei den PCR-Tests könnte es in den nächsten Tagen alleine durch die Menge der insgesamt vorliegenden Proben in den Laboren zu Engpässen kommen.
Tests vor Reise droht Verzögerung
Laut Robert Koch-Institut können pro Woche maximal 2,4 Millionen PCR-Tests durchgeführt werden, das sind pro Tag rund 350.000 Testungen. Mehr ist derzeit nicht möglich.
Focus Online hat in einer Modellrechnung ermittelt, dass bei einer täglichen Infektionszahl von über 100.000 Menschen die Testkapazität ausgereizt wäre. Mehr Infektionen könnten bei der aktuellen Kapazität pro Tage nicht detektiert werden.
Hinzukommt, dass sich ein Teststau aufbaut, der nur nach und nach abgearbeitet werden kann. Labore werden voraussichtlich eine Priorisierung nach Dringlichkeit der Tests vornehmen. Dann würden zuerst Risikogruppen begutachtet.
Testergebnisse innerhalb von 24 Stunden für eine Reisevorbereitung zu erhalten, könnte in nächster Zeit schwierig werden.
Omikron macht Hygienekonzepte durchlässiger — Disziplin bei Passagieren gefordert
Noch sind für die aktuellen Europa-Abfahrten bei TUI Cruises und AIDA nur Antigen-Tests vorgeschrieben, nur für die Reise nach Dubai und in die Karibik werden PCR-Tests verlangt.
Nicht alle Schnelltests erkennen die Omikron-Infektion, da bei geimpften und geboosterten Personen eine vorhandene Viruslast zu niedrig für ein positives Testergebnis sein kann. Eine Positiv-Liste von Tests, die auch für die Omikron-Variante verlässliche Ergebnisse liefern, soll das Paul-Ehrlich-Institut zusammenstellen. Die Liste wurde bislang noch nicht veröffentlicht.
Trotz strenger Hygienemaßnahmen an Bord der Schiffe kann die hochansteckende Covid-Variante zum Beispiel in den Restaurants und Bars verbreitet werden. Hier tragen die Gäste keine Maske.
Hygienekonzepte an Bord werden bei aller Sorgfalt durchlässiger. Insbesondere auch dann, wenn sich die Passagiere in falscher Sicherheit wiegen und Abstandsgebote, FFP2-Masken-Empfehlung und Hygieneregeln weniger gewissenhaft umsetzen.
Quarantäne am Urlaubsort wird wahrscheinlicher
Eine Omikron-Infektion ruft ganz überwiegend nur leichte Symptome einer Covid-Erkrankung hervor. Viele Infizierte bleiben gar symptomlos. Dennoch gilt: Wer jetzt auf Reisen geht, ob Kreuzfahrt oder Fernreise, muss sich bewusst machen, dass der Urlaub in einer Quarantäne-Unterbringung enden kann.
Wir hören derzeit von Fällen, bei denen auch Familien getrennt werden, falls nicht alle positiv getestet sind. Da muss etwa der Vater in ein Quarantänehotel, während Ehefrau und Kind nach Hause geflogen werden.
Inwieweit diese und andere Berichte zutreffen, und warum vor Ort oder durch Reederei und Behörden vor Ort so entschieden wird, lässt sich nicht abschließend klären. Dennoch verunsichern solche Beiträge derzeit viele Reisewillige.
Wer eine Quarantäne-Unterbringung als ein wirtschaftliches Risiko ansieht, sollte sich rechtzeitig um entsprechenden Versicherungsschutz kümmern.
Reiseabsagen und Änderungen nehmen zu
Es steht zu befürchten, dass in den nächsten Tagen Reisen abgesagt und bereits ausgerufene Pausen verlängert werden. MSC Cruises hat unter anderem die Metropolen-Touren bis Ende Februar abgesagt, andere Reedereien hatten zuvor schon Verlängerungen von Reisestopps bekannte gegeben.
Phoenix Reisen hat am Wochenende eine Reise zu den Kanarischen Inseln unterbrochen, da Gäste mit einer Covid-Infektion identifiziert wurden.
TUI Cruises hat die Karibik-Reisen der Mein Schiff 2 gestoppt und wird hier einige Tage eine Reisepause einlegen. Hintergrund der Reiseunterbrechung seien auch hier Fälle von COVID-19, die im Zuge von Routinetestungen an Bord festgestellt wurden. Unter den positiv getesteten Personen sollen einige für den Servicebereich wichtige Positionen betroffen sein.
Die Mein Schiff 1 kommt mit infizierten Passagieren heute von der 35-tägigen Karibikreise nach Bremerhaven zurück. Morgen soll bereits die nächste 5‑wöchige Reise starten. Dazu habe TUI Cruises einigen Passagieren kurzfristig die Teilnahme an der Reise abgesagt, um die Kapazität an Bord zu verringern.
Ab 23. Februar benötigen alle Gäste der Mein Schiff Flotte, die über 18 Jahre alt sind und deren Grundimmunisierung länger als drei Monate bis zum Kreuzfahrtende zurückliegt, zusätzlich eine Boosterimpfung. Die Boosterimpfung sollte möglichst spätestens eine Woche vor Abreise verabreicht werden.
Auch AIDA-Cruises hat die Sicherheitsmaßnahmen an Bord erhöht.
Ab März alles wieder besser?
Eine gute Nachricht könnte sein, dass nach dem Abebben der Omikron-Welle die pandemische Lage in eine Endemie übergeht. Corona und die Covid-Erkrankung würden dann zukünftig wie eine wiederkehrende Grippe angesehen werden. Die WHO hält sich mit einer Prognose noch zurück, zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erwarten diesen Wendepunkt in naher Zukunft.
Spanien, Großbritannien, Dänemark und die Schweiz wollen das Virus bereits jetzt wie eine Grippe behandeln – dieses schnelle Vorpreschen wird jedoch derzeit von Experten noch kritisch betrachtet.