Im dritten Jahr der Coronapandemie, in dem die Schutzmaßnahmen gegen das SARS-CoV-2-Virus aus dem Infektionsschutzgesetz in eigenverantwortliche Vorsorgeempfehlungen der Bundesregierung übergehen, scheint die Reiselust der Deutschen besonders hoch.
Wer in die verdiente Auszeit entschwinden möchte, sollte dabei nicht nur an die optimale Reisegarderobe, Kosmetik und Urlaubslektüre denken, sondern auch an die medizinische Reisevorsorge.
Prof. Dr. med. Emil Reisinger, Direktor des Instituts für Tropenmedizin und Infektiologie an der Universitätsmedizin Rostock, gibt wertvolle Tipps zur Urlaubsvorbereitung. Dr. Alfred von Krempelhuber, Medizinischer Direktor bei Moderna Deutschland, erläutert die Impfsituation zum Thema Reisen und COVID-19.
Impfpass prüfen lassen
„Ich empfehle vor jeder Auslandsreise, insbesondere bei Fernreisen, rechtzeitig einen Vorab-Termin beim Hausarzt oder der Hausärztin zu vereinbaren und den Impfpass mitzubringen“, so Prof. Reisinger. „Die von der Ständigen Impfkommission, der STIKO, und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. für Reisen empfohlenen Impfungen sollten durchgeführt werden. Außerdem gibt es Pflichtimpfungen, die für die Einreise in bestimmte Länder notwendig sind.“
Die Coronapandemie hat deutlich gemacht, dass Infektionsrisiken und Reisetätigkeiten eng miteinander verbunden sind. „Das betrifft nicht nur Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus, sondern auch andere Infektionskrankheiten wie Influenza, Tollwut oder Cholera, um hier nur einige zu nennen“, sagt der Tropenmediziner aus Rostock.
COVID-19-Impfstatus aktualisieren
„Während der aktuell immer noch andauernden COVID-19-Pandemie, empfiehlt die STIKO für erwachsene Reisende eine COVID-19-Auffrischungsimpfung“, erklärt Dr. von Krempelhuber. „Das gilt beispielsweise auch für
Hauptsächlich Erwachsene, die nach einer COVID-19-Impfung eine Durchbruchsinfektion durchgemacht haben oder nach einer Infektion bereits eine COVID-19-Impfung erhalten haben, sollten eine COVID-19-Auffrischungsimpfung in Betracht ziehen. Eine zweite Auffrischungsimpfung empfiehlt die STIKO für Personen ab 60 Jahren oder besonders gefährdete Personengruppen.
Was viele zudem nicht wissen: „Wer beispielsweise derzeit in die USA einreisen möchte, muss aktuell nach wie vor eine vollständige Corona-Grundimmunisierung nachweisen“, so Dr. von Krempelhuber weiter. „Eine ärztliche Beratung sollte daher in jedem Fall rechtzeitig vor Abreise eingeplant werden.“ Sinnvoll sind sechs bis acht Wochen vorher. Dann könne die Gültigkeit des Impfstatus gewahrt werden, sodass es bei der Einreise nicht zu Schwierigkeiten komme.
Gelbfieber, Typhus und FSME
Je nach Reiseziel und Art der Reise empfiehlt sich eine individuelle Indikationsimpfung. Denn es mache laut Prof. Reisinger einen Risiko-Unterschied, ob jemand in einer europäischen Hotelanlage verweilt oder auf eigene Faust eine Rundreise in einem exotischen Land unternimmt. Das können unter anderem Impfungen gegen das Gelbfieber-Virus oder Typhus sein, aber auch innerdeutsch gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME, die durch einen Zeckenstich übertragen werden kann.
Entscheidend bei der Reisevorbereitung ist, sich frühzeitig mit einem bestenfalls reisemedizinisch erfahrenen Hausarzt oder einer Hausärztin in Verbindung zu setzen. Im Falle eines Impfbedarfs müssen auch immer die jeweils vorgeschriebenen Impfschemata beachtet werden. Das heißt, es gibt Impfungen, die benötigen mehrere Injektionen über Tage oder Wochen verteilt, um wirksam zu werden, wie die COVID-19-Grundimmunisierung oder die Impfung gegen FSME.