Wie das Unternehmen mitteilt, sei das Projekt „Reverse“ äußerlich von einem Felsenpinguin inspiriert, was das Schiff aerodynamisch macht. Das Erscheinungsbild hat mit einem aktuellen modernen Kreuzfahrtschiff nichts mehr gemeinsam. So sind beispielsweise Balkonkabinen im klassischen Sinne gar nicht erkennbar. Äußerlich verfüge „Reverse“ stattdessen über eine geschlossene Glasfassade und sogenannte „Urban Gardening“-Bereiche. Das bezeichnet kleine gärtnerisch genutzte Flächen.
Darüber hinaus fallen Drohnen-Landeplätze am Heck des Schiffes auf. Zentrale öffentliche Bereiche bilden den Mittelpunkt im Inneren der „Reverse“. Wie schon bei der 2021 auf der Seatrade Cruise Global in Miami präsentierten Studie „Helix“, verfügt auch „Reverse“ über eine modulare Bauweise bei der Unterbringung der Passagiere, losgelöst von einer Kabinenstruktur. Reedereien haben bei einer derartigen Bauweise die Möglichkeit, die Größe des Schiffes flexibel anzupassen.
Meyer Werft blickt in das Restaurantkonzept der Zukunft
„Das Schiff basiert auf den globalen Megatrends und ist eine — aber nicht die einzige — logische Antwort darauf“, so Tim Krug, Leiter der Concept Development Group der Meyer-Gruppe in einer Pressemitteilung.
Die Meyer-Werft-Gruppe, neben der Fincantieri-Werften-Gruppe und Chantiers d´l Atlantique im französischen Saint-Nazaire, einer von drei großen Kreuzfahrtschiff-Bauern, hatte mit den Studien „Helix“ und „Manta Ray“, einem Trimaran mit einer Länge von 454 Metern und Platz für rund 10.000 Passagieren, in den vergangenen Jahren mit Studien gezeigt, was möglich wäre.
Dazu gehört jetzt bei der aktuellen Studie „Reverse“ für eine Kreuzfahrt im Jahr 2100 auch die deutliche Verkleinerung von Restaurantbereichen. Kleine Areale sollen Krug zufolge „eher als soziale Treffpunkte dienen, weil wir uns vorstellen, das ein großer Teil der Nährstoffe in konzentrierter Form wie Pillen konsumiert wird“. Aus heutiger Sicht verfolge man manchmal zu extreme Ansätze, aber es sei genauso wichtig, sie zu durchdenken und daraus Antworten zu entwickeln.
Aktuell entstehen mit den Schwesterschiffen Silver Nova und Silver Ray für Silversea Cruises zwei Kreuzfahrtschiffe in Papenburg, die mit einer bei Kreuzfahrtschiffen neuartigen Technologie aus einer Kombination von einem Brennstoffzellensystem, Batterietechnik und Flüssigerdgasantrieb (LNG) betrieben werden.
Energiekonzept von Studie nutzt Wellenenergie
Bei der Studie „Reverse“ soll den Schiffbauern zufolge das Energiekonzept auf Wellenenergie basieren. Durch horizontale Flügel am Rumpf, Solar- und Brennstoffzellen sowie Windenergie kommt das Kreuzfahrtschiff der Zukunft nach Ansicht der Schiffbauer ohne fossile Treibstoffe aus.
Die Meyer Werft baut in Papenburg seit Mitte der 1980er Jahre Kreuzfahrtschiffe. Aktuell ist neben der Silver Nova und der Silver Ray noch die Carnival Jubilee im Bau. Das Schiff für die Carnival Cruise Line ist das vorerst letzte der sogenannten „Helios“-Baureihe und damit der Abschluss des bisher größte zusammenhängende Kreuzfahrt-Auftrag in der Meyer-Geschichte für die Carnival Corporation.
Für die Carnival-Marken AIDA Cruises, Costa, P&O Cruises und Carnival Cruise Line sind 2015 zunächst vier Schiffe der Helios-Klasse bestellt worden. Am Ende wurden daraus insgesamt neun Einheiten von jeweils 344 Metern Länge und Platz für mehr als 6000 Passagiere, die in Papenburg und bei Meyer Turku in Finnland entstanden. Das erste Schiff der Baureihe, die AIDAnova war bei ihrer Indienststellung das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das vollständig mit LNG betrieben wurde.