Wie die Konzernzentrale der Deutschen Bahn (DB) mitteilt, habe die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die vertraulichen Tarifverhandlungen mit der Bahn heute frühzeitig platzen lassen. Eigentlich sollte noch bis Sonntag verhandelt werden. Die Friedenspflicht endet am 3. März 2024, ab dann kann es jederzeit wieder zu Streiks im Bahnverkehr kommen.
Trotz weitreichender Zugeständnissen der Deutschen Bahn und trotz des Einsatzes von zwei erfahrenen Moderatoren beharre die GDL dogmatisch auf der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Die Moderatoren Dr. Thomas de Maizière und Daniel Günther hatten Kompromissvorschläge auch zur wöchentlichen Arbeitszeit gemacht.
„Unfassbar!“
„Wir waren bereit, Schritte bei der Arbeitszeitverkürzung zu gehen, die weit über unser letztes Angebot hinausgehen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen. In den letzten vier Wochen hat sich die Lokführergewerkschaft keinen einzigen Millimeter bewegt. Ohne Kompromisse kann es in einem Konflikt aber keine Lösung geben. Wir sind an die absolute Grenze dessen gegangen, was finanziell und personell möglich ist. Mehr lassen Demografie und Fachkräftemangel nicht zu, sonst bleiben Züge stehen.“
Allein in den kommenden zehn Jahren werden über 60 Prozent der Belegschaft die DB alters- und fluktuationsbedingt verlassen. Über ein Drittel des Zugpersonals in GDL-Betrieben ist 55 Jahre und älter. Die DB stellt deswegen seit Jahren auf absolutem Rekordniveau ein und bildet so viel aus wie nie. Aber der Arbeitsmarkt ist historisch eng, jeder neue Lokführer muss mühsam gefunden und aufwendig ausgebildet werden.
Auch beim Entgelt habe die DB nach eigenen Angaben große Zugeständnisse gemacht und war bereit, eine Entgelterhöhung mit Festbeträgen zu vereinbaren, die in der Höhe mit den Abschlüssen von EVG und öffentlichem Dienst vergleichbar sind. Dazu wäre eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 2.850 Euro gekommen.
Schlichter konnten nicht zur Einigkeit verhelfen
Die vertraulichen Verhandlungen fanden in Berlin statt. Sie wurden von Dr. Thomas de Maizière und Daniel Günther moderiert. De Maizière (CDU), ehemaliger Innen- und Verteidigungsminister, wurde von der DB benannt und war bereits 2023 als Schlichter in Tarifverhandlungen zwischen DB und EVG tätig. Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, wurde von der GDL benannt und fungierte bereits 2021 als Vermittler in Tarifverhandlungen zwischen DB und GDL. Die DB bewertet nun die aktuelle Situation und prüft die nächsten Schritte.