Auf der Meyer Werft im niedersächsischen Papenburg steht der Einstieg des Staates bevor. Am Donnerstag besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz das finanziell stark angeschlagene Unternehmen. Seit den 1980er-Jahren werden dort Kreuzfahrtschiffe gebaut.
Scholz sicherte dem angeschlagenen Unternehmen, das mit den Auswirkungen der Corona-Krise und gestiegenen Kosten ein Finanzloch von 2,7 Millarden Euro und fehlendes Eigenkapital in Höhe von 400 Millionen Euro bewältigen muss, die Unterstützung des Bundes zu. „Wir lassen die Meyer Werft nicht allein“, so der Kanzler vor den Beschäftigten des Schiffbauers.
Bund und das Land Niedersachsen sollen einem Bericht des Handelsblattes zufolge zwischen 80 und 90 Prozent an der Werft übernehmen. Von einem „vorübergehenden Engagement“ sprach in dem Zusammenhang Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil.
Berlin muss Rettungsplan formal noch zustimmen
Aktuell werde noch verhandelt, einige Punkte sind demnach noch offen. Bei der Höhe der Staatsbeteiligung muss dem Bericht zufolge der aktuelle Auftrag über vier Schiffe für die Disney Cruise Line noch berücksichtigt werden. Weil auch noch einige Gutachten ausstehen und noch Gespräche mit involvierten Banken geführt werden müssen, wird in wenigen Wochen die finale Entscheidung verkündet. In Berlin müssen noch das Bundesfinanzministerium und der Haushaltsausschuss im Bundestag dem Rettungsplan zustimmen.
Scholz bezeichnete die Meyer Werft für die maritime Wirtschaft als „systemrelevant“. Kreuzfahrtschiffe aus Papenburg seien „state of the art“, so der Kanzler. Der CEO des Unternehmens, Bernd Eikens, und der vom Unternehmen eingesetzte Sanierer Ralf Schmitz stellten in einer anschließenden Pressemitteilung fest, „der Weg für den Beginn der Restrukturierung und Zukunftssicherung der Werft ist jetzt bereitet.“
Familie Meyer bleibt Mitgesellschafter
Die Eignerfamilie um den langjährigen Seniorchef Bernard Meyer werde dem Unternehmen nicht nur emotional und aus Traditon verbunden bleiben. Sie werde auch künftig als Mitgesellschafter und mit Sitz und Stimme im neu zu bildenden Aufsichtsrat auf die Entwicklung des Unternehmens Einfluss nehmen. „Die jetzt gefundene Lösung ist zwar für die Familie nicht einfach, aber wir haben immer gesagt, dass die Belange des Unternehmens über denen der Familie stehen“, so Bernard Meyer.
Von der Meyer Werft in Papenburg sind direkt rund 3000 Arbeitsplätze abhängig. Bei Zulieferfirmen weitere 6000. Aktuell hat die Werft Aufträge bis in das Jahr 2031 im Gesamtvolumen von 11 Millarden Euro.