Zwei Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig werden ab sofort in Kiel mit Landstrom versorgt. In dieser Woche wurde die neue Landstromanlage mit 16 Megawatt Leistung am Ostseekai in Betrieb genommen.
Einer Pressemitteilung zufolge spart die Anlage rund 8000 Tonnen CO2 ein. Erstes Kreuzfahrtschiff, das Strom aus der Steckdose bekommen hat, war die AIDAsol.
Im Rahmen einer Zeremonie mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsminister Bernd Buchholz, Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, dem CEO der Costa-Gruppe, Michael Thamm, AIDA-Chef Felix Eichhorn und Port-of-Kiel-Geschäftsführer Dirk Claus ging die Landstromanlage offiziell ans Netz.
Mit 16 Megawatt kann die Anlage ein Kreuzfahrtschiff am Ostseekai und die Fährschiffe der Stena Line am Schwedenkai parallel mit klimaneutral produziertem Strom aus Wasserkraft versorgen. Minister Buchholz: „Mit dem heutigen Tag machen wir einen großen Schritt, die Schifffahrt in Schleswig-Holstein noch umweltfreundlicher zu gestalten.“ Das Land Schleswig-Holstein hat den Bau der 13,5 Millionen Euro teuren Anlage mit rund 9 Millionen Euro unterstützt.
Landstrom an drei Stellen in Kiel
„Mit dieser Investition, die Landstrom nun an insgesamt drei Stellen in Kiel ermöglicht, dürfte der Seehafen auch im internationalen Vergleich sehr weit vorn liegen. Die Anlage wird tausende von Tonnen CO2 einsparen und damit die Menschen in der Landeshauptstadt erheblich entlasten“, so Buchholz. Dies zeige einmal mehr, dass Ökologie und Ökonomie gut in Einklang zu bringen sind. „Denn wir wollen als Kreuzfahrt-Metropole im Spiel bleiben, aber wir wollen es mit den besten umwelttechnischen Voraussetzungen – und genau das ist hier gegeben.“
Das Projekt „Landstrom“ geht zurück auf eine Absichtserklärung, die Vertreter des Landes Schleswig-Holstein, die Stadt Kiel, der Port of Kiel und die Costa-Gruppe im April 2018 an Bord der AIDAluna unterzeichnet hatten. Ziel war es, gemeinsam den umweltfreundlichen Kreuzfahrt-Tourismus in Kiel zu fördern.
AIDAsol hat Anlage getestet
„Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung und Innovationen stehen im Fokus unseres Handelns. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Form der Zusammenarbeit auch auf andere Häfen in Europa eine Signalwirkung haben wird“, so Costa-CEO Michael Thamm in einer Pressemitteilung. Mit der AIDAsol war im Vorfeld seit Mitte Mai die Landstromanlage am Ostseekai getestet und zertifiziert worden. Das Schiff soll ab sofort in Kiel regelmäßig Landstrom beziehen.
Die Anlage versorgt bereits seit Jahresbeginn auch die Fähren der Stena Line mit Ökostrom. Pro Jahr werden so nach Angaben des Port of Kiel rund 5.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) allein am Schwedenkai eingespart. Für jedes Kreuzfahrtschiff, das mit Landstrom versorgt wird, komme eine Einsparung von durchschnittlich rund 45 Tonnen CO2 am Ostseekai hinzu. Darüber hinaus werden seit Mai 2019 die Fähren der Color Line am Norwegenkai an das landseitige Netz angeschlossen, wodurch weitere 3.000 Tonnen CO2 pro Jahr weniger anfallen, so die Hafenbetreibergesellschaft. Nach Angaben von Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer sei bereits eine weitere Landstromanlage im Ostuferhafen geplant.
Umweltverbände und Anwohner kritisieren immer wieder den hohen CO2-Ausstoß von Kreuzfahrtschiffen während der Liegezeit im Hafen. In Hamburg ging 2017 am Cruise Center Altona die erste Landstromanlage als Pilotprojekt in Zusammenarbeit zwischen der Hamburg Port Authority und AIDA Cruises ans Netz.
Anfang Mai 2021 ist zudem eine Landstromanlage für zwei Kreuzfahrtschiffe am Cruise-Terminal Rostock-Warnemünde erstmals in Betrieb gegangen.