Die Preise von Öl und Gas steigen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine auf neue Höchststände. Nach zwei Jahren der Pandemie mit stark gesunkenen Einnahmen werden die Kreuzfahrtreedereien gezwungen sein, in Kürze Treibstoffzuschläge zu erheben.
Treibstoffzuschläge wurden zuletzt 2008 bei ähnlich hohen Ölpreisen wie derzeit von beinahe allen Reedereien erhoben.
Die Ölpreise waren aufgrund des knappen weltweiten Angebots ohnehin schon hoch, aber die westlichen Sanktionen gegen Russland lassen die Preise in die Höhe schnellen. Der nordwesteuropäische Kerosinpreis ist seit dem 25. Februar um 85 % gestiegen, auf 1.649 $ pro Tonne am vergangenen Mittwoch, fiel aber bis heute wieder auf 1.007 $ zurück.
Regeln für Treibstoffzuschläge bei Pauschalreisen und Kreuzfahrten
Um die nach der Pandemie wieder anziehende Nachfrage nach Kreuzfahrten nicht zu gefährden, werden voraussichtlich nur Neubuchungen von einem Treibstoffzuschlag betroffen sein. Bei bereits gebuchten Reisen sind Preiszuschläge jedoch generell möglich.
Das Reiserecht ermöglicht Veranstaltern, den Preis bis 20 Tage vor Reisebeginn zu erhöhen, wenn der Grund hierfür erhöhte Beförderungsentgelte sind. Gestiegene Kosten für Treibstoff werden dabei in der Regel berücksichtigt.
In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) muss eine Preisanpassungsklausel enthalten sein. Über eine bevorstehende Erhöhung muss der Reisende fristgerecht informiert werden. Erhöht sich der Reisepreis durch den Treibstoffzuschlag erheblich, kann der Kunde vom Vertrag zurücktreten.
2008 haben sich die Tagespreise pro Person von Kreuzfahrten im Durchschnitt zwischen 2,50 und 8 Euro erhöht. 2011 hatte TUI Cruises wegen des steigenden Kerosinpreis für An- und Abreisen mit dem Flugzeug einen Treibstoffzuschlag von 5 Euro pro Tag und Person der Schiffsreise erhoben.
Fährbetreiber erhebt bereits Zuschläge ab nächster Woche
Ab dem kommenden Montag, 14. März 2022, erhebt Tallink Silja einen vorübergehenden Treibstoffzuschlag auf den Ticketpreis neu gekaufter Fahrten.
Der Treibstoffzuschlag auf den Strecken Helsinki-Mariehamn, Turku-Mariehamn und Mariehamn-Stockholm beträgt für eine einfache Abfahrt 1,90 Euro. Der Treibstoffzuschlag auf den Strecken Tallinn-Stockholm, Helsinki-Stockholm und Turku-Stockholm beträgt für eine einfache Abfahrt 2,90 Euro, für eine Hin- und Rückfahrt insgesamt 5,80 Euro. Die Preiserhöhung gilt zunächst bis 31. August 2022.
Airlines reagieren uneinheitlich
Einige Fluggesellschaften haben Ölabsicherungen abgeschlossen, die den Preisanstieg teilweise ausgleichen werden, andere Fluggesellschaften sind überhaupt nicht abgesichert, darunter die großen US-Fluggesellschaften United Airlines, American Airlines und Delta Air Lines.
Viele Fluggesellschaften werden auch dadurch unter Druck gesetzt, da sie längere Strecken fliegen müssen, um den russischen und ukrainischen Luftraum zu umgehen.
Während die Lufthansa Group in der zweiten Jahreshälfte Preissteigerungen erwartet, geht etwa der irische Billigfluganbieter Ryanair von stabilen Preisen in diesem Sommer aus. Ryanair habe bis 2023 80 % des benötigten Treibstoffs abgesichert.