Zum Start der ITB in Berlin stellt der Deutsche Reiseverband (DRV) jetzt die Bilanz des Touristikjahres 2021/2022 vor. Grundlage sind Auswertungen der GfK für den DRV im Zeitraum vom 1. November 2021 bis 31. Oktober 2022. Das Ergebnis: Die Reisefreude der Deutschen ist zurück. Nach zwei Corona-Jahren mit dramatischen Umsatzeinbrüchen für die Reisewirtschaft ging es bei Buchungen und Umsätzen 2022 wieder aufwärts. Und: Die Reisenden zieht es wieder verstärkt ins Ausland.
Am eindrucksvollsten zeige sich die Erholung bei den Kreuzfahrten. Im vergangenen Touristikjahr stiegen die Ausgaben bei Hochsee- und Flussreisen gegenüber 2021 zusammengerechnet um 258 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro.
Der Hochseekreuzfahrtenmarkt erzielte dabei nach GfK-Angaben einen Umsatz von 3,4 Mrd. Euro (plus 277 Prozent gegenüber Vorjahr) und die Flusskreuzfahrt von 685,3 Mio. Euro (plus 184 Prozent).
Noch liegen die Umsätze des vergangenen Jahres aber rund ein Drittel unter den Vor-Pandemie-Ständen. Bei der Anzahl der Reisen zeigte sich ebenfalls der Aufwärtstrend: So gab es im zurückliegenden Touristikjahr insgesamt 3,2 Mio. Kreuzfahrtreisen (2019 waren es 3,7 Mio. Reisen).
Die Top-Sommerreiseziele: Türkei, Griechenland, Spanien, Ägypten
Das Touristikjahr 21/22 begann Corona-bedingt zum Jahreswechsel Ende 2021 / Anfang 2022 mit einer sehr schwachen Wintersaison. Fernreisen, Kreuzfahrten und Studienreisen waren durch behördliche Verfügungen und Einschränkungen sowie Einreisebeschränkungen diverser Länder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Im Sommer 2022 dann die Wende: Viele Beschränkungen fielen weg, in die meisten Länder konnte wieder gereist werden und die wiedergewonnene Reisefreude brach sich Bahn.
Das spürten besonders Reisebüros und die Online-Reiseportale, bei denen es mit den kurzfristigen Buchungen vor allem für Flugpauschalreisen ans Mittelmeer steil aufwärts ging. Türkei, Griechenland, Spanien und Ägypten waren besonders gefragt.
Die Nachfrage nach Hochseekreuzfahrten im Mittelmeer und Flusskreuzfahrten für die Fahrtgebiete in Deutschland kehrte spürbar zurück.
Der Nachholeffekt für Fernreisen zeigte sich besonders für Ziele in der Karibik und im Indischen Ozean. So lagen die Buchungen etwa für die Malediven sehr deutlich über dem 2019-Niveau. Insgesamt erreichten die Reiseausgaben (vorab gebucht) im Sommer fast das Rekordniveau des Sommers 2019 – sie lagen lediglich rund zwei Prozent darunter.
Für die diesjährigen Osterferien im April 2023 präferieren die meisten Urlauber bei Veranstalterreisen Ziele in Ägypten, auf den Kanarischen Inseln und in der Türkei, gefolgt von den Balearen, den Malediven, Griechenland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Thailand, Portugal und die Dominikanische Republik bilden die weiteren der zehn am stärksten nachgefragten Ziele (Rangfolge nach Umsatz). Der April ist traditionell noch Fernreisezeit: ein großer Umsatzanteil (21 Prozent) entfällt auf Ziele in der Ferne. In den Pfingstferien im Mai dominieren dagegen schon die Länder am Mittelmeer: Spanien, Türkei und Griechenland erreichen 65 Prozent vom Gesamtumsatz für den Reisemonat Mai.
Reiseausgaben einschließlich Kosten im Urlaubsland steigen
Insgesamt gaben die Deutschen für ihre Urlaubsreisen 84 Mrd. Euro aus – hierbei sind auch die Reiseleistungen wie etwa Ausflüge und Nebenausgaben im Zielgebiet mit eingerechnet.
Gegenüber dem Vorjahr (44 Mrd. Euro) ist dies nicht ganz eine Verdopplung. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Gesamtsumme der Reiseausgaben bei fast 100 Mrd. Euro. Der Rückgang des Tourismus während Corona hatte nicht nur Auswirkungen auf die deutsche Reisewirtschaft, er hatte auch schwerwiegende Folgen in vielen Reiseländern, denn die Deutschen gehörten in den Vor-Corona-Jahren zu den größten Devisenbringern im internationalen Reiseverkehr.
2023 soll Vor-Corona-Niveau erreicht werden
Die Vorzeichen für das gesamte Urlaubsjahr seien gut: Die meisten Länder sind geöffnet, es gibt nahezu keine Reisebeschränkungen mehr und damit wird das Reisen wieder einfach. Der Optimismus gründet sich dabei nicht nur auf den wiedererstarkten Trend zum Frühbuchen für den Sommer – gleichzeitig bucht ein großer Teil der Urlaubswilligen aktuell auch noch für den aktuell bis Ende April laufenden Winter.
Gegenüber dem Vor-Corona-Winter 2018/19 ist nur noch ein geringes Umsatzminus von neun Prozent festzustellen – und gegenüber dem letztjährigen Winter ein deutliches Plus von 68 Prozent.
„Die Reisewirtschaft ist bereit, 2023 durchzustarten. Für die steigende Nachfrage brauchen wir einen stabilen, störungsfreien Flugverkehr“, appelliert Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), an die Beteiligten bei Airlines, Flughäfen und Sicherheitsdiensten. Die verschiedenen Akteure hätten schon vieles auf den Weg gebracht – aber es gebe auch noch viel zu tun, um das zu erwartende hohe Aufkommen in den Haupturlaubszeiten zu bewältigen. Fiebig: „Das Ziel ist für alle klar definiert: Entspannte Urlaubstage von Anfang an.“