Am Anfang steht die „CruiseSafe“-Zertifizierung, die gemeinsam von Singapore Tourism Board und der Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV GL) entwickelt wurde. Diesem Gesundheits- und Sicherheitsstandards umfassenden Regelwerk muss Royal Caribbean International folgen, um überhaupt von Singapur aus operieren zu dürfen. Dazu zählt, dass derzeit nur Buchungen von Einwohnern Singapurs akzeptiert werden. Diese wiederum dürfen in den vierzehn Tagen vor der Abfahrt den Stadtstaat nicht verlassen. Außerdem wird die Gesamtkapazität des Schiffes auf 2.100 Personen begrenzt – das entspricht etwa der Hälfte der üblichen Gästezahl.
Weitere Verhaltensempfehlungen ergeben sich aus den Empfehlungen des Healthy Sail Panels von Royal Caribbean und der Regierung von Singapur.
Bevor es an Bord geht
Der PCR-Test auf SARS-CoV‑2, den Royal Caribbean von allen Gästen unabhängig vom Alter verlangt, wird von einem externen Gesundheitsdienstleister durchgeführt. Dieser Test wird zwei bis drei Tage vor der Einschiffung in einem Kongresszentrum eines örtlichen Einkaufszentrums durchgeführt. Die Gäste können sich bis zum Einschiffungstag in Singapur frei bewegen.
Wir erhalten unsere „Allowed to Travel“-Ergebnisse am frühen Morgen des folgenden Tages. Mit Übermittlung wird empfohlen, unmittelbar den Online-Check-in auszufüllen und eine bevorzugte Ankunftszeit für die Einschiffung zu wählen. Diese gestaffelten Ankunftszeiten sollen sichere Distanzierungsmaßnahmen im Terminal und damit einen reibungslosen Einschiffungsprozess ermöglichen.
Wie wir inzwischen erfahren haben, wird Gästen, die den Online-Check-in nicht ausfüllen, automatisch die späteste Einschiffungszeit um 19 Uhr zugewiesen, um Überfüllung zu vermeiden.
Am Terminal
Wir erreichen das Marina Bay Cruise Centre zu der von uns gewählten Zeit um 14.30 Uhr. Aufgrund der Einschränkungen erhalten Loyalty-Member der Crown and Anchor Society, dem Status-Club von RCI, derzeit kein Priority Boarding. Nur Reisende, die in den Suiten der Star Class wohnen, können die Fastlane benutzen.
Alle Gäste müssen vor dem Boarding einen „Wellness Check“ absolvieren. Er umfasst einen Temperatur-Check und eine Bestätigung des zuvor online ausgefüllten Gesundheitsfragebogens, um sicherzustellen, dass sich seitdem nichts verändert hat.
Obwohl es für uns keine Prioritätsspur gibt, empfinden wir den Check-in-Prozess als reibungslos, und der gesamte Vorgang dauert weniger als 40 Minuten von der Ankunft am Terminal bis zum Schiff.
Erste Eindrücke
Das Erste, was uns auffällt, sind die vielen Social Distancing-Aufkleber, die daran erinnern, einen Ein-Meter-Abstand zu anderen Mitreisenden einzuhalten. Gepäck und Handgepäck werden desinfiziert. An Bord des Schiffes wird außerdem die „Rule of Eight“ eingehalten. Diese in Singapur geltende lokale Regelung begrenzt die Gruppengröße auf maximal acht Personen, und die Vermischung von Gruppen ist nicht erlaubt. Alle Personen über sechs Jahren müssen in den öffentlichen Bereichen an Bord einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dazu findet man am Tag der Einschiffung ein „Safety Amenity Kit“ in den Kabinen. Es besteht aus Handdesinfektionsmitteln und Masken für den Gebrauch an Bord.
Musterdrill 2.0
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Gäste ihren Spaß daran hatten, an einer Sicherheitseinweisung im Theater teilzunehmen. Royal Caribbean hat nun „Muster 2.0“ eingeführt. Alle Gäste müssen entweder via App oder dem interaktiven Kabinen-TV direkt nach dem Einschiffen das Saftey-Video anschauen und diesen Vorgang bestätigen. Anschließend begeben sie sich zu ihrer Sammelstelle, um sich dort anzumelden und einen grünen Aufkleber auf ihrer SeaPass-Karte zu erhalten, der besagt, dass sie die Übung absolviert haben. Dadurch wird das Gedränge an den Sammelplätzen drastisch reduziert und die Gäste können ihren Zeitplan viel flexibler gestalten.
Kontaktverfolgung
Zusätzlich zu Singapurs Initiative zur Kontaktverfolgung „TraceTogether“, die mittels Bluetooth via App oder Token enge Kontakte aufzeichnet, hat Royal Caribbean „The Tracelet“ entwickelt, ein Armband, das alle Gäste am Handgelenk tragen müssen.
An den Eingängen zu Restaurants und Theatern sind sogenannte Entry Tapping Points (ETPs) eingerichtet, an denen die Gäste ihre SeaPass-Karte als zusätzliche Methode zur Kontaktverfolgung durch Auflegen registrieren. Außerdem ist Personal an verschiedenen Punkten stationiert, um sicherzustellen, dass die Gäste immer ihre SeaPass-Karte, ihr Tracelet und ihre TraceTogether-App oder den zugehörigen Token dabei haben.
Wein & Essen
In den Restaurants hat sich nicht viel geändert, außer dass die Speisekarten digitalisiert wurden und die Gäste QR-Codes scannen müssen, um sie zu öffnen. Was die Sitzordnung betrifft, so ist es den Reisenden nicht erlaubt, mit Personen außerhalb ihrer Reisegruppe zu speisen. An jedem Tisch sitzen maximal acht Personen mit mindestens einem Meter Abstand zu anderen Gruppen.
Wie von vielen erwartet, dürfen sich die Gäste am Windjammer Marketplace Buffet nicht mehr selbst bedienen. Crew-Mitglieder reichen die Speisen entlang der Buffet-Linie an. Getränke werden ebenfalls einzeln an die Gäste ausgegeben. Reduzierte Sitzplatzkapazität mit ähnlichen Abstandsregelungen gibt es auch an der Bar.
Aufgrund lokaler Gesetze kann keine Live-Unterhaltung stattfinden, während die Bar in Betrieb ist. In Übereinstimmung mit den singapurischen Vorschriften dürfen nach 22.30 Uhr keine alkoholischen Getränke mehr in den öffentlichen Bereichen des Schiffes konsumiert werden. Die Crew stellt den Getränkeausschank 30 Minuten vorher ein, um den Gästen genügend Zeit zu geben, ihre Drinks zu leeren. Das Personal rät uns an einem Abend jedoch, das Getränk auf die Kabine mitzunehmen, falls wir nicht rechtzeitig fertig würden.
Unterhaltung an Bord
Im Royal Theatre und der Eventlocation Two70 ist die Belegung auf 250 Gäste pro Show begrenzt. Das Team blockiert viele Sitze, um einen sicheren Abstand zwischen Personen zu ermöglichen. Die Gäste müssen für diese Shows über die Royal App Reservierungen vornehmen. Doch obwohl Royal Caribbean erhebliche Anstrengungen unternommen hat, um die Showzeiten während Reisen mit höherer Auslastung (wie etwa während der Weihnachtstage) zu erweitern, haben wir festgestellt, dass viele Gäste trotzdem keine einzige Show besuchen konnten, da sie sich keine Tickets sichern konnten.
Das Management arbeitet daran, die Behörden zu bitten, die Kapazität zu erhöhen. Um für mehr Fairness zu sorgen, wurde zwischenzeitlich das Ticketing-System geändert. Das „first-come-first-served“-System, bei dem die Tickets um 14 Uhr am Tag des Boardings reserviert werden konnten, wurde durch eine gestaffelte Freigabe innerhalb der Royal-App ersetzt, bei der eine bestimmte Anzahl von Tickets pro Stunde zur Buchung angeboten werden. Dies ermöglicht nun Gästen, die einen späteren Boarding-Slot haben, eine Chance, Shows zu reservieren. Während der Shows müssen die Zuschauer ihren Mund-Nasen-Schutz aufbehalten. Vorbei sind deshalb vorerst die Zeiten, in denen wir mit einem Getränk von der Bar ins Theater spazieren durften, denn Drinks sind wegen der Maskenpflicht nicht erlaubt. Die Crew ist an unauffälligen Stellen des Theaters positioniert, um die Einhaltung zu gewährleisten.
Übrigens müssen auch die Tänzerinnen und Tänzer Mund-Nasenschutzmasken tragen. Diese sind dem Bühnenoutfit angepasst. Die einzigen Darsteller, die sich nicht an die Maskenvorschrift halten müssen, sind die Sängerinnen und Sänger.
Weil derzeit nur 3- oder 4‑Nächte-Kurzreisen durchgeführt werden, werden pro Reise nur zwei statt drei Shows angeboten. Headliner-Events wie Zaubershows und Akrobaten wechseln sich regelmäßig ab.
Sport und Aktivitäten
Da keine Häfen angefahren werden, arbeitet das Entertainment-Team besonders hart, um sicherzustellen, dass die Gäste während ihrer Tage auf See Zugang zu spannenden Aktivitäten haben. Wir haben während unserer Zeit an Bord Quize, Schnitzeljagden und Kunstauktionen erlebt, die auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sind.
Aufgrund von Kapazitätsengpässen müssen die Gäste nun Reservierungen für das Fitnessstudio vornehmen. Wie üblich werden antibakterielle Tücher im Fitnessraum zur Verfügung gestellt, um die Geräte vor und nach der Nutzung zu desinfizieren.
Segeln in den Tropen bedeutet eigentlich, dass der Pool der beliebteste Ort zur Mittagszeit ist, und hier bemerkten wir einige interessante Unterschiede bei den Gesundheitsmaßnahmen. Während der Kreuzfahrten mit einer Kapazität deutlich unter 2.000 Personen stand es den Gästen frei, den Jacuzzi und den Pool zu benutzen, solange sie innerhalb ihrer Gruppe blieben. Als wir jedoch an Weihnachten mit maximal erlaubter Kapazität unterwegs waren, bemerkten wir, dass sich Warteschlangen neben dem Pool bildeten. Die Poolzeit wurde dann auf 30 Minuten beschränkt.
Wie hat sich die Kinderbetreuung verändert?
Der Kinderclub von Royal Caribbean — der „Adventure Ocean“ — wurde um die Hälfte seiner Kapazität reduziert. Spiele mit engem Kontakt werden ausgesetzt und durch alternative Programme ersetzt. Die Jugendbetreuer achten strikt darauf, dass die Kinder ihre Hände desinfizieren und alle Spielzeuge und Geräte nach der Benutzung gereinigt werden.
Im gesamten Club sind Bodenmarkierungen angebracht, an denen sich die Kinder orientieren können, um Abstand zu wahren.
Von einem befreundeten Elternteil erfuhren wir, dass jedes Kind nur eine 2‑stündige kostenlose Sitzung pro Tag nutzen darf.
Suiten-Erlebnis
Wir hatten die Möglichkeit, während einer unserer Fahrten in der Grand Loft Suite zu wohnen. Die Star Class ist das ultimative VIP-Erlebnis, das Royal Caribbean auf ihren neueren Schiffsklassen anbietet.
Leider wurden einige Änderungen vorgenommen, um die Sicherheit der Gäste während ihrer Kreuzfahrt zu gewährleisten. Vor COVID-19 hatten Gäste, die in Star Class-Suiten wohnten, in der Regel Anspruch auf eine „Behind the Scenes“-Tour, die die Gäste zu Crew-Bereichen wie der Brücke, der Kombüse und der Schiffswäscherei brachte. Einige hatten sogar Anspruch auf ein exklusives Abendessen mit Top-Offizieren. Aufgrund der neuen Gesundheitsbestimmungen sind solche exklusiven Erlebnisse nun jedoch
gestoppt.
Der Royal Genie – das Äquivalent zu einem Butler in anderen Einrichtungen – kuratiert Ihr Erlebnis an Bord. Früher arrangierte der Genie Cocktailpartys für Gäste, die ihre Familie oder neu gewonnene Freunde einladen wollten; solche Veranstaltungen sind jedoch ebenfalls derzeit nicht erlaubt. Von der Crew haben nur die Loft Attendants und der Genie Zutritt zur Suite und kein weiteres Crewmitglied darf einen Fuß in die Suite setzen, während sich Gäste darin aufhalten. Das bedeutet, dass wir jede Bestellung vom Zimmerservice physisch von der Tür zum Esstisch tragen. Der Besatzung ist der Zutritt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gestattet.
Verbesserte Gesundheitsvorsorge
Während der Presse- und Medientour Anfang Dezember präsentierte die Krankenschwester stolz ein neu ausgebautes medizinisches Zentrum mit glänzenden, brandneuen Einrichtungen wie den neuen Unterdruckbereichen und Isolationskabinen mit HEPA-Filtern.
Es gibt jetzt zwei Ärzte und fünf Krankenschwestern an Bord. Einer der Ärzte übernimmt die neu geschaffene Position des Infektionsschutzbeauftragten, der alle neuen Gesundheits- und Sicherheitsprotokolle an Bord überwacht.
Das medizinische Zentrum kann acht PCR Tests gleichzeitig durchführen und braucht etwa 20 Minuten, um das Ergebnis freizugeben. Als Teil der neuen COVID-19-Versicherung, auf die alle Gäste Anspruch haben, übernimmt Royal Caribbean alle mit COVID-19 verbundenen Kosten, einschließlich der medizinischen Behandlung an Bord, der Kosten für eine Quarantäne an Land für den betroffenen Gast, seine Reisegruppe und alle bestätigten engen Kontakte.
Die Heizungs‑, Belüftungs- und Klimatisierungssysteme (HVAC) wurden ebenfalls aufgerüstet. Sie ersetzen nun regelmäßig „verbrauchte“ Luft durch frische Meeresluft von außen. Dieser Vorgang kann bis zu 12 Mal pro Stunde in den Kabinen und 15 Mal in den öffentlichen Bereichen stattfinden.
Ablauf der Ausschiffung
Am Abend vor der Abreise finden die Gäste noch ihren gewohnten Abreisebrief und ihre Gepäckanhänger in ihrer Kabine, zusammen mit COVID-19-Testetiketten. Diese Labels sind Vorbereitung für den obligatorischen Antigen-Schnelltest (ART), dem sich alle Gäste vor der Heimreise unterziehen müssen.
Das Verlassen des Schiffes erfolgt wie die Einschiffung gestaffelt, beginnend um
6 Uhr morgens hatten die etwa 2.000 Gäste 3 bis
4 Stunden Zeit, das Schiff zu verlassen.
Lange Linien, die sich bildeten, konnten wir bei unseren Beobachtungen nicht feststellen. Bei der Ankunft am Terminal wurden wir von der Crew zur üblichen Immigrationsroutine geleitet. Gleich danach folgt der Nasenabstrich in der Ankunftshalle. Sollte der Test positiv ausfallen, wird sich die Gesundheitsbehörde mit uns in Verbindung setzen und uns an eine Testeinrichtung für einen vollständigen PCR-Test verweisen. Der Ausschiffungsprozess dauerte nicht länger als 30 Minuten.
Was, wenn etwas schief geht?
Die Singapurer und die Welt erwachten am 9. Dezember zu schockierenden Schlagzeilen, nur eine Woche nach dem die Quantum of the Seas in Singapur wieder in Dienst gestellt wurde: „Gast positiv getestet an Bord Royal Caribbean Kreuzfahrtschiff“. Das Schiff fuhr sofort zurück in den Hafen und erreichte Singapur innerhalb von 6 Stunden nachdem ein Gast an Bord positiv getestet wurde.
Was war passiert? Nachdem sich ein 82-jähriger Gast mit Durchfall im Bordhospital vorgestellt hatte, wurde ein PCR-Test durchgeführt. Dieser ergab ein positives Ergebnis. Nachdem der Gast in ein örtliches Krankenhaus verlegt wurde, wurden dort drei weitere Test mit jeweils negativem Ergebnis festgestellt.
Während dieses Einsatzes wurde bewiesen: Das System funktioniert. Bei der Entdeckung eines Verdachts Fall wird der Gast isoliert, getestet und seine engen Kontakte festgestellt. Gleichzeitig wird das Schiff sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Sobald Tests positiv ausfallen werden die örtlichen Gesundheitsbehörden informiert.
Das Schiff kehrt innerhalb weniger Stunden in den Hafen zurück, wo die Gäste gemäß den geltenden Bestimmungen von Bord gehen.
So wird sichergestellt, dass keine Kreuzfahrtschiffe auf See umherirren und keinen Hafen anlaufen können. Außerdem werden die nicht betroffenen Passagiere nicht für längere Zeit an Bord festgesetzt.
So sehr die Teilnehmer dieser verhängnisvollen Fahrt auch enttäuscht waren, dass ihr wohlverdienter Urlaub verkürzt wurde, hat keiner Medien gegenüber ein Fehlverhalten an Bord erwähnt. Die Befragten sagten, sie würden es „nicht bereuen“ und „wiederkommen“.
Fazit
Kreuzfahrten mit strikten Gesundheitsbestimmungen und der Pflicht, eine Maske zu tragen, werden wohl der Weg sein, wie Kreuzfahrten in der nächsten Zukunft durchgeführt werden können. Nur so kann sicheres Reisen trotz der weltweiten Pandemie wieder beginnen.
Reedereien und Regierungen, wie hier Royal Caribbean und die Regierung von Singapur, setzen sich dafür ein, den Weg zur Rückkehr sicherer Kreuzfahrten zu ebnen – selbst wenn ein Infektionsgeschehen an Bord eintreten sollte.