Auswirkungen auf Kreuzfahrtgäste: Anti-Tourismus-Demonstrationen in Spanien

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Seit Beginn des Som­mers häu­fen sich vor allem in den Urlaubs­re­gio­nen Spa­ni­ens die Pro­tes­te gegen den Mas­sen­tou­ris­mus. Eine wei­te­re Groß­de­mons­tra­ti­on ist für den 21. Juli auf Mal­lor­ca ange­kün­digt. Auch in Bar­ce­lo­na und auf den Kana­ren zei­gen Ein­hei­mi­sche zuneh­mend ihren Unmut über Urlau­ber.

Die Kana­ren, Bar­ce­lo­na und Mal­lor­ca sind mit ihren Kreuz­fahrt­hä­fen aber auch wich­ti­ge Dreh­schei­ben für die Ree­de­rei­en. Wie wirkt sich die Situa­ti­on auf Kreuz­fahrt­gäs­te aus, die die­se Desti­na­tio­nen besu­chen?

Die Auswirkungen halten sich bisher in Grenzen

Bis­her hät­ten die Pro­tes­te nur gerin­ge Aus­wir­kun­gen auf Kreuz­fahrt­pas­sa­gie­re, sagt Jan Wehr­hold, Spre­cher der Crui­se Lines Inter­na­tio­nal Asso­cia­ti­on Deutsch­land (CLIA).

Die Pro­tes­te auf den Balea­ren und in Bar­ce­lo­na haben ihren Ursprung vor allem in der Woh­nungs­knapp­heit, die durch den unkon­trol­lier­ten Tou­ris­mus und die Ver­mie­tung von Feri­en­woh­nun­gen an Urlau­ber ver­schärft wird. Kreuz­fahrt­tou­ris­ten ste­hen hier nicht im Fokus, da sie auf ihren schwim­men­den Hotels über­nach­ten und somit nie­man­dem Wohn­raum weg­neh­men.

AIDA-Pres­se­spre­che­rin Kath­rin Heit­mann betont: „Obwohl Kreuz­fahr­ten eine sehr sicht­ba­re Form des Tou­ris­mus sind, machen sie nur einen sehr gerin­gen Anteil an der Gesamt­zahl der Rei­sen­den aus. In Bar­ce­lo­na zum Bei­spiel machen alle Kreuz­fahrt­pas­sa­gie­re zusam­men an einem Tag nur 4,1 Pro­zent der Besu­cher aus“.

Kreuzfahrten sind nicht die Ursache der Probleme

Die Kreuz­fahrt­bran­che sieht sich ein­deu­tig nicht als Aus­lö­ser des Pro­blems. Ganz im Gegen­teil. Der CLIA-Spre­cher stellt fest: „Kreuz­fahr­tree­de­rei­en arbei­ten tra­di­tio­nell eng mit den Desti­na­tio­nen zusam­men, um plan­ba­re und kon­trol­lier­te Gäs­te­be­we­gun­gen zu gewähr­leis­ten und den wirt­schaft­li­chen Nut­zen des Kreuz­fahrt­ge­schäfts für die Desti­na­tio­nen zu stei­gern. Gemein­sam mit Häfen, Städ­ten und Gemein­den wer­den immer wie­der neue Wege gesucht, um das Leben vor Ort und den kon­trol­lier­ten Tou­ris­mus gemein­sam zu orga­ni­sie­ren“. Mit unor­ga­ni­sier­ten Rei­se­for­men sei eine sol­che Steue­rung nicht mög­lich, ergänzt die AIDA-Pres­se­stel­le.
Aus Sicht der Ree­de­rei liegt die Ver­ant­wor­tung für eine maß­vol­le Besu­cher­zahl bei den Städ­ten, die letzt­lich ent­schei­den müs­sen, wie vie­le Tou­ris­ten sie ver­tra­gen.

Proteste sind vielfältig

Den­noch rich­ten sich die Pro­tes­te auch gegen die Kreuz­fahrt, gegen die ver­meint­li­chen Men­schen­mas­sen, die die Städ­te über­flu­ten. Ohne­hin ist der For­de­rungs­ka­ta­log der Demons­tran­ten wenig homo­gen, und man hat den Ein­druck, dass sich neben den berech­tig­ten Pro­tes­ten wegen des Man­gels an bezahl­ba­rem Wohn­raum auch ande­re Bewe­gun­gen als Tritt­brett­fah­rer ein­rei­hen. Zur nächs­ten Groß­de­mons­tra­ti­on in Pal­ma de Mal­lor­ca wer­den über 80 Orga­ni­sa­tio­nen und sozia­le Bewe­gun­gen erwar­tet, die sich der Pro­test­platt­form „Menos Turis­mo, Más Vida“ (Weni­ger Tou­ris­mus, mehr Leben) ange­schlos­sen haben.

In jedem Fall haben die Pro­tes­te durch ihre Häu­fig­keit und die beein­dru­cken­de Zahl der Demons­tran­ten das Poten­zi­al, Urlau­ber zu ver­un­si­chern.

Spaniens Tourismusbranche reagiert

Octa­vio Gon­zá­lez Man­te­ca, Direk­tor des Spa­ni­schen Frem­den­ver­kehrs­am­tes in Frank­furt am Main, betont, dass die Demons­tra­tio­nen zwar Auf­merk­sam­keit erre­gen, aber kei­ne gene­rel­le Beein­träch­ti­gung des Urlaubs in Spa­ni­en bedeu­ten. „Spa­ni­en ist nach wie vor ein siche­res, gast­freund­li­ches und gut vor­be­rei­te­tes Land für Rei­sen­de aus aller Welt“, erklärt er. Die Pro­tes­te spie­gel­ten loka­le Sor­gen wider und sei­en auf bestimm­te Orte beschränkt.

Um den nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen des Mas­sen­tou­ris­mus ent­ge­gen­zu­wir­ken, hat Spa­ni­en eine Rei­he von Maß­nah­men ergrif­fen. Dazu gehört die Ein­füh­rung eines zen­tra­len Regis­ters für Feri­en­woh­nun­gen, um ille­ga­le Ver­mie­tun­gen zu bekämp­fen und die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung zu schüt­zen. Die­se Maß­nah­me soll bis Ende 2025 voll­stän­dig umge­setzt sein und zu einer nach­hal­ti­gen Tou­ris­mus­ent­wick­lung bei­tra­gen.

Für Kreuz­fahrt­pas­sa­gie­re und ande­re Tou­ris­ten gibt es spe­zi­el­le Ver­hal­tens­hin­wei­se, um sich respekt­voll und rück­sichts­voll gegen­über den Ein­hei­mi­schen und der Umwelt zu ver­hal­ten. Dazu gehö­ren die ord­nungs­ge­mä­ße Ent­sor­gung von Abfäl­len, der spar­sa­me Umgang mit Was­ser und Ener­gie sowie die Unter­stüt­zung loka­ler Pro­du­zen­ten und Hand­wer­ker.

Lang­fris­ti­gen Stra­te­gien zie­len auf ein nach­hal­ti­ges und har­mo­ni­sches Zusam­men­le­ben von Ein­hei­mi­schen und Tou­ris­ten ab. Durch die Ent­zer­rung der sai­so­na­len Aus­las­tung, den Schutz des Natur- und Kul­tur­er­bes und die Schaf­fung von Anrei­zen für einen nach­hal­ti­gen Tou­ris­mus soll Qua­li­täts­tou­ris­mus geför­dert wer­den.

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