Die ZDF-Dokumentation „AIDA: Die Insider – Tricks des Kreuzfahrt-Giganten“ wurde am Dienstagabend (30. Mai 2023) laut AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK von über 3,5 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte damit einen Marktanteil von 12,7 Prozent.
In der Dokumentation schildern drei ehemalige Mitarbeiter von AIDA Cruises – unkenntlich gemacht durch Theatermasken – ihre Einblicke in das Unternehmen und sollen dabei die „Tricks des Unternehmens“ enthüllen. In der 45-minütigen Sendung setzen die Autoren AIDA Cruises dabei einer Reihe von Vorwürfen aus.
Inhaltlich geht es um vermeintliche Kostenfallen, wie der Einsatz von Bordkarten statt Bargeld, der Verkauf von Getränkepaketen an alle Bewohner einer Kabine, die Aufnahme von Seetagen in den Routenplan oder das Anbieten von teuren Ausflügen.
Zu Wort kommt außerdem ein vierter unkenntlich gemachter Protagonist, der als Umweltberater vorgestellt das „Greenwashing“ der Reederei anprangert. Dabei wird dieser von einem nicht maskierten Sprecher des Naturschutzbund Deutschland NABU in der Argumentation unterstützt.
Am Ende der Dokumentation wird das Thema „ungleiche Löhne“ an Bord angerissen.
Empörung über das ZDF in Social Media Foren
In den Social Media Kanälen des ZDF und diverser Kreuzfahrergruppen sorgt die Dokumentation für Diskussionen. Der Sender wird dabei der „Lüge“ bezichtigt, mindestens aber einer schlechten Recherche und tendenziösen Darstellung.
Wir haben uns an das ZDF gewandt und um Klärung gebeten. Laut einer Sprecherin des ZDF sei „Die Insider“ ein Verbraucherformat, das einen Blick hinter die Kulissen großer Konzerne erlaubt. Die Doku nehme die Perspektive von Verbraucherinnen und Verbrauchern ein und helfe dabei, Geld zu sparen und die richtigen Kaufentscheidungen zu fällen.
Bislang gibt es drei Dokumentationen dieser Art, die im Auftrag des ZDF seit 2022 produziert werden.
Auf unsere Frage, ob aus Sicht des ZDF in der AIDA-Dokumentation Sachverhalte skandalisiert worden seien, heißt es: „Die im Film genannten Sachverhalte wurden sorgfältig recherchiert und geprüft. Kritische Sachverhalte wurden benannt, nicht skandalisiert. Wir sehen die Glaubwürdigkeit des ZDF durch diese Doku nicht beschädigt. Vielmehr hat sie dazu beigetragen, Reisenden einen umfassenderen Blick über eine Kreuzfahrt zu ermöglichen.“
AIDA reagiert auf Dokumentation
Die Reaktion von AIDA Cruises auf die Vorwürfe des Greenwashings und Lohndumping fällt deutlich aus. Eine Sprecherin der Reederei sagt: „Wir sind stolz auf unsere Green-Cruising-Strategie und sind Vorreiter in der Erforschung und dem Einsatz von alternativen Antriebstechnologien, moderner Umwelttechnik und grünen Energien.“
Dem Vorwurf, dass man sich Umweltschutz nichts kosten lasse, wird energisch widersprochen. Das Gegenteil sei der Fall.
Zum Thema des Treibhauspotenzials von LNG sagt AIDA: „Uns ist bewusst, dass derzeit bei der Verarbeitung von LNG in unseren Motoren, noch geringe Mengen an Methanschlupf entstehen können. Allerdings sind die modernsten MAK-Viertaktmotoren in unseren Schiffen verbaut. Der Hersteller hat den Methanschlupf in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent reduziert. Um diesen zukünftig möglichst vollständig zu vermeiden, arbeiten wir innerhalb der Carnival Gruppe eng mit unseren Motorenherstellern und anderen Technologieanbietern zusammen.“
Das in der Dokumentation nur angerissene Thema der Mitarbeiter-Entlohnung, stellt die AIDA-Sprecherin ebenfalls deutlich detaillierter dar. „Wir garantieren ein ausbalanciertes Gehaltssystem für unsere Crew, das eine faire Behandlung aller Nationalitäten sowie eine gleichwertige Entlohnung gewährleistet. Damit sollen vergleichbare Lebensstandards für die Seeleute und ihre Familien zu Hause sichergestellt werden.“
Vergleichbar mit der Hotellerie oder Gastronomie an Land arbeite die Crew im Teildienst, sodass zwischen den Arbeitszeiten Phasen zur Regeneration zur Verfügung stehen. Ein Zeiterfassungssystem überwache dabei die Einhaltung der Ruhepausen.
In Abhängigkeit von der Länge des Bordeinsatzes haben Crewmitglieder im Anschluss Urlaubszeiten von bis zu drei Monaten. Bei Non-EU-Crewmitgliedern läuft der reguläre Vertrag 8 Monate. Es schließt sich eine durchschnittliche freie Zeit von 3 Monaten an.
Auf die anderen Punkte, die in der ZDF-Dokumentation angesprochen wurden, geht AIDA nicht direkt ein, sagt dazu aber, dass man die „Wünsche und Erwartungen der Gäste fest im Blick“ habe.