Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), findet im Vorfeld der nächste Woche als digitales Event startenden Tourismusmesse ITB klare Worte: „Die brutale Invasion Russlands hat die Welt tief getroffen und schockiert. Es ist unfassbar und macht mich persönlich tief betroffen, dass im 21. Jahrhundert diplomatische Bemühungen nicht erfolgreich waren und den Angriff Russlands auf die Ukraine nicht verhindern konnten. Die Diplomatie muss jetzt schnell die Oberhand gewinnen, damit dieser völkerrechtswidrige Krieg und das zunehmend große Leid der Menschen schnellstmöglich gestoppt werden kann. Das muss jetzt im Mittelpunkt allen politischen Handelns stehen.“
Mit Blick auf die Reisewirtschaft ergänzt Fiebig: „Abzuwarten bleibt zum jetzigen Zeitpunkt, ob und inwieweit der von Russland begonnene Krieg in den nächsten Wochen zu einer allgemeinen Verunsicherung führen und damit auch Auswirkungen auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Bundesbürger haben wird.“
Vor Beginn der Kampfhandlungen seien Urlaubsbuchungen für die Hauptreisezeit in den Sommermonaten deutlich angezogen. Anfang Februar habe das wöchentlich gebuchte Umsatzvolumen sogar das der Vergleichswochen im Februar 2019 und damit der Zeit vor Corona übertroffen. Dreiviertel aller Neubuchungen in stationären Reisebüros und auf Online-Reiseportalen seien derzeit Pauschalreisen.
„In diesem Jahr rechne ich mit einem richtig guten Sommer – die Reiselust der Deutschen ist grundsätzlich da. Schwer abzuschätzen bleiben zum jetzigen Zeitpunkt jedoch die möglichen Auswirkungen aufgrund der Lage in der Ukraine“, so DRV-Präsident Fiebig.
Weiter Reedereien äußern sich zum Routing
Nach dem in der vergangenen Woche die Carnival Corporation angekündigt hatte, die Routen angesichts der Angriffe aus Russland zu ändern, hat nun AIDA ähnliches erklärt. Man benötige für die Neuplanung der Ostseereisen aber noch etwas Zeit.
Etwas weniger eindeutig äußert sich P&O Cruises, die überwiegend im britischen Kreuzfahrtmarkt operiert. Hier heißt es: „In Anbetracht der aktuellen Situation in der Ukraine beobachten wir die Lage weiterhin sehr genau und werden die Reiserouten bei Bedarf entsprechend den Anweisungen ändern. Unsere oberste Priorität ist die Einhaltung der Vorschriften, der Umweltschutz sowie die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Gäste, der Besatzungsmitglieder, der Mitarbeiter an Land und der Menschen an den Orten, die wir besuchen.“
Nicko Cruises ist da schon einen Schritt weiter, für Hochsee wie für Flussreisen. Aus Stuttgart heißt es: „Aufgrund der Entwicklung im Russland-Ukraine-Konflikt haben wir uns entschieden, auf unseren Baltikumreisen mit unseren Hochseeschiffen St. Petersburg bis auf weiters nicht anzulaufen. Wir sind bereits in der Ausarbeitung einer attraktiven Alternative. Darüber hinaus haben wir uns entschlossen, alle Flussreisen in Russland für 2022 abzusagen.“
Phoenix Reisen hat sich bislang noch nicht öffentlich positioniert. Auf der Webseite sind Reisen auf dem Don ab August 2022 buchbar, Hochseereisen mit St. Petersburg als noch genannten Hafen mit Start im Mai. Es wird erwartet, dass es auch hier zu Anpassungen kommt.