Das Projekt „Sea Zero“ von Hurtigruten zur Entwicklung eines emissionsfreien Postschiffes geht in die zweite Entwicklungsphase. Das 2021 gestartete Vorhaben zielt darauf ab, bis 2030 das Schiff an der norwegischen Küste in Betrieb zu nehmen.
Wie Hurtigruten jetzt mitteilte, wird das noch namenlose Schiff mit leistungsstarken Batterien oder klappbaren Segeln ausgestattet. So soll der Energieverbrauch im Vergleich zu aktuellen Schiffen um bis zu 50 Prozent sinken.
„Die Schifffahrt hat in der Vergangenheit erheblich zur Umweltverschmutzung beigetragen. Deshalb müssen wir jetzt entschlossen handeln und Emissionen reduzieren. Unser Ziel: ein emissionsfreies Schiff bis 2030,“ sagt Hedda Felin, CEO von Hurtigruten. Das neue Schiffsdesign, entwickelt von Vard in Ålesund in Zusammenarbeit mit der norwegischen Schifffahrtsindustrie, sei ein wichtiger Meilenstein in der Umsetzung des „Sea Zero“-Projekts.
Einklappbare Segel an Bord
Ein Highlight des neuen Designs sind Hurtigruten zufolge die Segel, die je nach Bedarf eingeklappt werden können, um das Passieren niedriger Brücken zu ermöglichen. Vorläufige Schätzungen zeigen, dass diese den Energieverbrauch um rund 10 Prozent reduzieren könnten. Solarpaneele sollen zusätzlich 2–3 Prozent Einsparungen ermöglichen. Der Segeltyp „OceanWings“, der bereits auf Frachtschiffen im Einsatz ist, wurde für dieses Schiff weiterentwickelt.
„Die Segel mit integrierten Solarpaneelen bieten großes Potenzial für Energieeinsparungen. Wir befinden uns derzeit in der Testphase und erwarten in den kommenden Monaten detaillierte Ergebnisse aus Modellsimulationen“, erklärt Gerry Larsson-Fedde, Chief Operating Officer bei Hurtigruten.
Eine weitere innovative Maßnahme zur Energieeinsparung ist der Reederei zufolge die Luftschmierung des Rumpfes: Hierbei werden Luftblasen unter den Schiffsrumpf gepumpt, um den Widerstand im Wasser zu verringern. Diese Technik könnte den Energieverbrauch um weitere 5–10 Prozent senken. Für Anfang 2025 sind sogenannte Tanktests des Schiffdesigns in Trondheim angesetzt, um das Zusammenspiel von Rumpf und Segeln weiter zu optimieren. Dabei wird ein Messmodell des Schiffskörpers in einem Wasserbassin verschiedenen Wellen‑, Strömungs- und Windbedingungen ausgesetzt, um Erkenntnisse über seine Strömungseigenschaften und das Verhalten bei unterschiedlichem Wetter zu gewinnen.
Batterien und neues Energiemanagement
Das geplante Schiff wird mit gegenläufigen Propellern und Batterien mit einer Kapazität von rund 60 Megawattstunden ausgestattet sein. Zwei einziehbare Heckstrahlruder sorgen für optimale Manövrierfähigkeit und erhöhte Sicherheit im Hafenbetrieb. Zudem tragen bessere Belüftungs- und Isolierungssysteme sowie ein fortschrittliches Energiemanagement zu wesentlichen Energieeinsparungen bei. „Unser Hauptziel ist die Reduzierung des Energieverbrauchs. Dafür setzen wir auf innovative Lösungen, die über den aktuellen Standard hinausgehen“, betont Larsson-Fedde.
Mit der Einführung einer Testkabine der „Smart Cabins“ auf der MS Trollfjord bietet Hurtigruten seinen Gästen die Möglichkeit, ihren Energieverbrauch selbst steuern. Über eine App und ein Display in der Kabine lassen sich Heizung und Lüftung regulieren, während der aktuelle Energieverbrauch sichtbar ist. „Wir testen bereits fortschrittliche Sensoren in diesen Kabinen und werden in Kürze Tests mit Gästen an Bord durchführen“, so Larsson-Fedde.
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Ponant von der Europäischen Kommission Unterstützung zur Entwicklung eines CO2-neutralen Kreuzfahrtschiffes erhält. Das Projekt „Swap2Zero“ wird aus dem Innovation Fund (INNOVFUND) gefördert, einem der weltweit größten Programme zur Finanzierung innovativer kohlenstoffarmer Energietechnologien. Die Mittel stammen aus Einnahmen des EU-Emissionshandelssystems (EU ETS).