Eine repräsentative Umfrage der Pronova BKK zeigt, dass 43 Prozent der Berufstätigen schlecht bis mittelmäßig erholt aus dem Urlaub zurückkehren. Die Umfrage „Arbeit und Erholung“ wurde im April 2024 unter 1.202 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ab 18 Jahren durchgeführt.
Laut der Umfrage empfinden sechs von zehn Beschäftigten bereits vor dem Urlaub eine starke Mehrbelastung und leisten im Schnitt rund acht zusätzliche Arbeitsstunden. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub fallen erneut durchschnittlich knapp acht Überstunden an, um urlaubsbedingte Rückstände aufzuarbeiten.
Generation Z: Stress vor und nach dem Urlaub
Besonders betroffen ist die Generation Z: Mehr als die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen fühlt sich nach dem Urlaub nicht gut erholt. Diese Altersgruppe arbeitet vor dem Urlaub im Schnitt fast neun zusätzliche Stunden und nach dem Urlaub durchschnittlich 8,7 Stunden. Am meisten Mehrarbeit leisten jedoch die 30- bis 39-Jährigen mit durchschnittlich 20 Stunden zusätzlich vor und nach dem Urlaub.
Patrizia Thamm, Referentin für Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK, rät dazu, den Anspruch aufzugeben, vor dem Urlaub alles erledigen zu müssen. Ein gutes Selbst- und Zeitmanagement sei entscheidend, um Überlastungen zu vermeiden.
Richtiges Abschalten bedeutsam
Ein mangelhaftes Selbstmanagement und fehlende vorausschauende Planung vor dem Urlaub können zur sogenannten „Leisure Sickness“ (Freizeitkrankheit) führen. Mehr als ein Drittel der Befragten erkrankte schon häufiger direkt an den ersten Urlaubstagen, bei der Generation Z ist es fast jeder Zweite. Zudem haben 29 Prozent der Befragten ihren Urlaub schon einmal aufgrund von Arbeit verschoben, bei der Generation Z sind es 37 Prozent.
Um den Urlaub richtig genießen und abschalten zu können, betont Thamm die Wichtigkeit einer guten Urlaubsübergabe. Mindestens eine, besser zwei Vertretungen sollten festgelegt werden, um sicherzustellen, dass Aufgaben während der Abwesenheit klar delegiert sind. Auch das rechtzeitige Informieren von Kunden und Kollegen sowie das Planen einer geordneten Übergabe sind entscheidend.
Thamm empfiehlt zudem Techniken wie das Aufschreiben von Projektständen und das Definieren konkreter Schritte für die Zeit nach dem Urlaub. Falls das Loslassen während der Abwesenheit schwerfällt, können Entspannungs- und Achtsamkeitstechniken hilfreich sein.
Führungskräfte schalten vorzeitig wieder in Arbeitsmodus
Der Urlaub ist eine wichtige Zeit zur Erholung, dennoch denken fast die Hälfte der Befragten während der Ferien häufig an die Arbeit. 62 Prozent sind bereits ein bis zwei Tage vor Urlaubsende gedanklich wieder bei der Arbeit. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei Führungskräften: Drei Viertel von ihnen schalten vorzeitig wieder in den Arbeitsmodus.
Die Sorge vor einem chaotischen ersten Arbeitstag mit vielen unerledigten Aufgaben steht oft hinter diesem Verhalten. Patrizia Thamm betont, dass die gedankliche Distanz von der Arbeit ein wichtiger Faktor für die Erholung ist. Arbeitnehmer sollten vermeiden, vorzeitig wieder in den Arbeitsmodus zu verfallen, um die Erholungszeit nicht zu verlieren. Eine gesündere Alternative sei, sich am ersten Arbeitstag ein Zeitfenster zu blocken, um in Ruhe E‑Mails zu checken und sich über Projektstände zu informieren. Führungskräfte sollten hierbei eine Vorbildfunktion übernehmen und die Erholung ihrer Mitarbeiter unterstützen.