Schwer angeschlagen ist die Papenburger Meyer Werft angesichts eines Finanzloches. Jetzt hat die Werft einen neuen Auftrag für den Bau eines Kreuzfahrtschiffes an Land gezogen. Der Neukunde Oriental Land aus Japan steigt mit Lizenzen des Disney-Konzerns ins Kreuzfahrtgeschäft ein.
2028 soll das noch namenlose Schiff abgeliefert werden, das nach Angaben der Werft auf der Triton-Baureihe von Disney Cruise Line basiert. Das erste Schiff der Reihe, die Disney Wish, wurde 2022 in Dienst gestellt. 2029 will Oriental dann die ersten Kreuzfahrten nach dem Disney-Konzept in Japan anbieten. In diesem Jahr liefert die Meyer Werft mit der Disney Treasure das erste Schwesterschiff der Wish ab, im kommenden Jahr folgt die Disney Destiny.
Betreiber von Disneyland in Tokio steigt in die Kreuzfahrt ein
Das 1960 gegründete Unternehmen Oriental Land mit Hauptsitz in Urayasu, an der Stadtgrenze zu Japans Hauptstadt Tokio, betreibt unter der Lizenz des US-Unterhaltungskonzerns Disney in Japan die Freizeitparks „Tokio Disneyland“ und „Tokio Disney Sea“ in der japanischen Hauptstadt. Nun hat OLC zudem die Lizenz von Disney erhalten, unter ihrem eigenen Label Kreuzfahrten im Stil von Disney Cruise Line, mittlerweile ein Stammkunde der Meyer Werft, in Asien durchführen zu dürfen. Der jetzt georderte Neubau bildet den Auftakt.
„Ich bin sehr froh, heute diesen wichtigen Auftrag in Tokio unterschrieben zu haben und erneut einen Kunden aus Japan für die Meyer Werft gewinnen zu können. Das ist ein wichtiger Baustein für die langfristige Zukunft des Schiffbaus in Papenburg”, wird der langjährige Seniorchef der Meyer Werft, Bernard Meyer, in einer Pressemitteilung zitiert. Aktuell entsteht auf der Meyer Werft mit der Asuka III für NYK Cruises das erste Kreuzfahrtschiff aus Papenburg für einen japanischen Kunden. Es wird Anfang 2025 abgeliefert.
Meyer Werft kämpft mit Finanzloch
Der CEO der Meyer-Gruppe, Bernd Eikens, sagte, mit diesem neuen Auftrag führe man die Partnerschaft mit Disney fort und könne gleichzeitig die Oriental Land Company, ebenfalls ein langjähriger Partner von Disney, als neuen Kunden gewinnen. „Das ist ein starkes Signal für den Schiffbau in Papenburg und zeigt, dass Unternehmen aus der ganzen Welt auf die Qualität der Meyer-Gruppe setzen“, so Eikens.
Mit dem nun erhaltenen Auftrag verbessert sich die Auslastung der finanziell angeschlagenen Werft weiter. Noch immer klafft ein Finanzierungsloch von knapp 2,8 Milliarden Euro. Entstanden ist sie vor allem als Auswirkung der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges und als Floge der Inflation. Beim Überbrücken mit Bürgschaften ist außer dem Land Niedersachsen, das im Grundsatz durch Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) bereits Unterstützung zugesagt hat, auch der Bund gefragt. Die Verhandlungen laufen.
Erst Anfang des Jahres hatte Carnival Cruise Line innerhalb weniger Wochen zwei weitere Schwesterschiffe für die im vergangenen Jahr abgelieferte Carnival Jubilee geordert. Jetzt stehen sieben Kreuzfahrtschiffe, ein Forschungsschiff und der Stahlbau für vier Offshore-Konverterplattformen im Orderbuch.