Nach monatelangem Tarifstreit haben die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Deutsche Bahn (DB) nach einer Woche Geheimverhandlungen einen Durchbruch erzielt. DB-Personalvorstand Martin Seiler betonte, es sei ein harter Kampf gewesen, aber beide Seiten hätten sich auf einen klugen Kompromiss geeinigt.
Kern des Tarifabschlusses ist ein Wahlmodell, das es den Beschäftigten im Schichtdienst ermöglicht, ihre wöchentliche Arbeitszeit selbst zu bestimmen. Innerhalb eines Korridors von 35 bis 40 Stunden können sie ihre tatsächliche Arbeitszeit flexibel festlegen. Es gilt das Leistungsprinzip: Mehr Arbeit bedeutet entsprechend mehr Geld.
Der Tarifabschluss im Überblick
Inflationsabgeltung: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten eine Inflationsabgeltung in Höhe von 2.850 Euro. Davon werden 1.500 Euro im März und voraussichtlich weitere 1.350 Euro im Mai ausgezahlt.
Entgelterhöhung: Die Entgelte werden in zwei Schritten um insgesamt 420 Euro erhöht: Zunächst gibt es ab August 2024 monatlich 210 Euro mehr, ab April 2025 weitere 210 Euro.
Wahlmodell zur Wochenarbeitszeit: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schichtdienst können innerhalb eines Korridors von 35 (ab 2029) bis 40 Stunden selbst bestimmen, wie viel sie arbeiten möchten. Eine Arbeitsstunde entspricht dabei 2,7 Prozent (im Jahr 2026) mehr oder weniger Lohn. Die Referenzarbeitszeit sinkt schrittweise ohne proportionale Lohnkürzung: 37 Stunden ab 1.1.2026, 36 Stunden ab 1.1.2027, 35,5 Stunden ab 1.1.2028 und schließlich 35 Stunden ab 1.1.2029.
Wichtig für Reisende
Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 26 Monaten, rückwirkend vom 1. November 2023 bis zum 31. Dezember 2025. Danach folgt eine festgelegte zweimonatige Verhandlungsphase mit Friedenspflicht bis Ende Februar 2026. Bis dahin drohen keine Streiks der in der GDL organisierten Lokführer.
Die Eisenbahner, die der Gewerkschaft EVG angehören, haben nach dem Tarifabschluss 2023 allerdings nur noch eine Friedenspflicht bis zum 31. März 2025. Dann läuft der Tarifvertrag aus. Schon im nächsten Frühjahr könnte es also wieder zu Bahnstreiks kommen.
Bis dahin aber sollte die Deutsche Bahn — im Rahmen ihrer Möglichkeiten — wieder ein verlässliches Verkehrsmittel für die Anreise zur nächsten Kreuzfahrt sein.