Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat beim Landgericht Hamburg Klage gegen TUI Cruises eingereicht wegen angeblich irreführender Werbeversprechen über zukünftige „klimaneutrale“ Kreuzfahrten. Die DUH wirft der Reederei vor, unter dem Deckmantel einer „dekarbonisierten Kreuzfahrt“ unrealistische Ziele zu verfolgen und damit Verbraucherinnen und Verbraucher zu täuschen.
Laut DUH habe TUI Cruises angekündigt, bis 2050 einen „dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb“ einzuführen. Dies solle durch den Einsatz von grünem Methanol, anderen E‑Fuels und LNG erreicht werden. Die DUH argumentiert, dass diese Technologien noch nicht ausgereift seien und ihre Verfügbarkeit keineswegs gesichert seien. Zudem seien wichtige Details wie die Beschaffung der alternativen Kraftstoffe nicht ausreichend geklärt.
DUH will „Greenwashing“ anprangern
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, sagt: „Der Kreuzfahrtriese TUI verlegt sein tatsächliches Engagement um 26 Jahre in die Zukunft und wäscht die Klimaschädlichkeit seines Geschäfts grün. Da TUI nicht bereit ist, seine Aussagen über in ferner Zukunft angeblich ‚klimaneutrale‘ Kreuzfahrten zu stoppen, werden wir diese dreiste Täuschung von Verbraucherinnen und Verbrauchern gerichtlich beenden.“
Die Leiterin ökologische Marktüberwachung, Agnes Sauter, fügt hinzu: „Unternehmen, die ihre Produkte oder Dienstleistungen als ‚CO2- oder klimaneutral‘ bewerben, vermitteln den Eindruck von Nachhaltigkeit, obwohl diese Versprechen oft nicht mehr als Greenwashing sind.“
TUI Cruises wehrt sich
TUI Cruises hingegen wehrt sich gegen die Vorwürfe. Gegenüber Crucero betont das Unternehmen sein Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie seine transparente Klimaschutzstrategie. Man werde sich gegen die Klage der DUH zur Wehr setzen und seine Ziele konsequent verfolgen. Der Unternehmenssprecher wies darauf hin, dass die Nachhaltigkeitsziele von TUI Cruises bis 2030 einem intensiven Review-Prozess unterzogen worden seien und sich an internationalen Standards orientierten.
Die Klimaschutzstrategie von TUI Cruises beinhaltet klare unternehmerische Ziele bis zum Jahr 2050, die sich an politischen und internationalen Vorgaben orientieren.
Das Unternehmen betont, dass es auch die zu erwartenden Vorgaben einer zukünftigen EU Corporate Sustainability Directive berücksichtigt und seine Strategie, Ziele und Maßnahmen transparent offenlegt.
Beispiele für Green Fuel Initiativen
In Deutschland, Europa und weltweit gibt es derzeit eine Vielzahl von Initiativen, die sich mit der Produktion von Green Fuels beschäftigen. Das Fraunhofer-Institut hat gemeinsam mit Unternehmen aus Berlin und Freiburg sowie der TU Berlin im August 2023 das Projekt „Leuna 100“ gestartet. Dabei wird ein neues Verfahren zur Umwandlung von Synthesegas (Kohlenmonoxid CO + H2) in Methanol erprobt. Ein ähnliches Projekt, an dem unter anderem das Karlsruher Institut für Technologie, die Universität Thessaloniki und spanische Unternehmen beteiligt sind, wird derzeit von der EU gefördert.
In Rotterdam entsteht derzeit eine Anlage zur Produktion von 90.000 Tonnen grünem Methanol pro Jahr. 2025 soll hier die Produktion von erneuerbarem Methanol aufgenommen werden.
Wirtschaftsanalysten gehen davon aus, dass sich die Methanolproduktion von heute rund 100 Millionen Tonnen bis 2050 auf 500 Millionen Tonnen verfünffachen wird. Dabei handelt es sich allerdings nur um die konventionelle Produktion. Die Menge an „grünem Methanol“ ist dabei nicht berücksichtigt.
TUI Cruises hat im Januar 2024 eine Kooperation mit dem Hamburger Unternehmen Mabanaft zur Lieferung von Methanol für die Mein Schiff 7 bekannt gegeben. Im Rahmen der Vereinbarung wird Mabanaft den Methanolbedarf von TUI Cruises in Norddeutschland und zukünftig möglicherweise auch in anderen europäischen Häfen decken. Dabei will das Unternehmen schrittweise auf synthetisches E‑Methanol umstellen.
In einer früheren Version des Artikels wurde das Projekt „Leuna 100“ alleine dem Frauenhofer-Institut zugeordnet. Tatsächlich steht ein Konsortium aus dem Berliner Start-up C1, dem Fraunhofer IWES, Fraunhofer UMSICHT, dem DBI-Gastechnologischen Institut gGmbH Freiberg sowie der Technischen Universität Berlin hinter dem Projekt. Wir haben die Stelle im Text entsprechend angepasst.